Mit einer strukturierten Inbetriebnahme-Checkliste startest du dein Balkonkraftwerk sicher, regelkonform und ohne Ertragsverluste. Die folgenden Schritte führen dich von der letzten Schraube bis zur ersten eingespeisten Kilowattstunde und bewahren Garantie, Versicherungsschutz und Netzbetreiber-Akzeptanz.
Bevor Spannung anliegt, prüfe jede Modulbefestigung auf festen Sitz und inspiziere Rahmenkanten auf Glasspannungen oder Mikrorisse. Kontrolliere, dass alle Schraubverbindungen das im Datenblatt empfohlene Drehmoment besitzen und Gummieinlagen sauber zwischen Metallflächen liegen. Achte darauf, dass Kabelbinder UV-stabil sind und Leitungen weder eingeklemmt noch an scharfen Dachkanten anliegen, damit spätere Scheuerstellen ausgeschlossen sind.
Gehe das Gestell systematisch von unten nach oben ab und vergewissere dich, dass Erdanker oder Dachhaken die angegebene Lastreserve nicht überschreiten. Hinterlüftungsspalte müssen frei von Werkzeug, Folien oder Vogelnistmaterial sein, damit Luft konvektiv entweichen kann. Kontrolliere Ballaststeine auf Risse; schon kleinste Betonausbrüche reduzieren das Gewicht und gefährden Sturmfestigkeit.
Lege das Multimeter an den Modulstecker und vergleiche Leerlaufspannung mit Herstellerwerten bei gegebener Einstrahlung; Abweichungen größer fünf Prozent weisen auf Verpolung oder Kontaktwiderstände hin. Stecke anschließend MC4-Paare kraftschlüssig zusammen, bis ein deutlich hörbares Klicken die Verriegelung bestätigt. Notiere Messwerte im Protokoll, um später Garantieansprüche belegen zu können.
Schalte den Fehlerstromschutzschalter Typ A-EV in der Unterverteilung aus und messe Schleifenimpedanz sowie Erdungswiderstand, um sicherzustellen, dass Abschaltbedingungen nach DIN VDE 0100-600 erfüllt sind. Setze den RCD zurück und betätige den Testknopf: Löst er bei Nennfehlerstrom innerhalb von 300 ms aus, ist Personenschutz gewährleistet. Dokumentiere Seriennummer und Auslösestrom für Versicherer.
Verbinde Wechselrichter-AC-Leitung mit dem klar gekennzeichneten Einspeisestecker und überprüfe Spannung zwischen Außenleiter und Schutzleiter, bevor du das Gerät einschaltest. Nach Netzsync prüft die Display- oder App-Anzeige, ob cos φ und Wirkleistungs-Begrenzung auf 800 VA stehen, damit Netzbetreibervorgaben eingehalten werden. Fehlt Blindleistungsvorgabe, stelle sie manuell auf 0,9 induktiv, falls TAB dies verlangen.
Messe Ableitstrom zum Modulrahmen – er muss unter 1 mA liegen, sonst droht Isolationsfehler. Ziehe schließlich mit Stromzange den AC-Strom bei Volllast und vergleiche ihn mit App-Daten; Differenzen deuten auf Mess- oder Firmwarefehler. Erst wenn alle Werte innerhalb der Toleranzen liegen, darf das System dauerhaft online bleiben.
Starte die Wechselrichter-App oder das Webportal und ordne Anlage einem neuen Standort zu, damit Wetter- und Ertragsprognosen korrekt synchronisieren. Vergib sprechende Namen für Module und Strings, um Hot-Spot-Analysen später schneller zuzuordnen. Setze Datenlog-Intervall auf fünf Sekunden; so erkennst du Tag-Verläufe detailliert und findest Schatteneinflüsse früh.
Vergleiche Ertragswerte des Wechselrichters nach einer Stunde Laufzeit mit dem Stand des Zweirichtungszählers. Der Differenzfaktor sollte unter zwei Prozent liegen, da kleinere Abweichungen aus Messauflösungen stammen. Schreibe Zählerstand plus Datum auf das Inbetriebnahmeprotokoll, das Netzbetreiber und Versicherer erhalten.
Scanne alle Rechnungen, Garantiekarten und Protokolle in ein Cloud-Verzeichnis, idealerweise nach DIN-ISO-Format benannt. Schon beim nächsten Firmware-Update hilft der schnelle Zugriff, Seriennummern und Parametrierung nachzuweisen. Eine saubere Dokumentenstruktur schützt dich bei Förderprüfungen vor Rückfragen und beschleunigt Gewährleistungsfälle erheblich.
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Beobachte in den ersten vier Wochen täglich die Tageskurve: Ein glatter Buckel um Solarmittag bestätigt perfekte Ausrichtung, während Zacken Schatten von Antennen oder Bäumen signalisieren. Versetze Gestell um wenige Grad oder entferne Störquellen, wenn langfristig Ertrag verloren ginge. Achte besonders auf Morgen- und Abendwerte, um Eigenverbrauch zu optimieren.
Ziehe nach 30 Betriebstagen alle frei zugänglichen Schrauben erneut nach Herstellermoment an; thermische Zyklen lockern Verbindungen leicht. Prüfe FI und Leitungsschutz erneut mit Prüftaster, um frühzeitige Defekte auszuschließen. Reinige Module vorsichtig mit entmineralisiertem Wasser, falls Vogelkot die Transparenz beeinträchtigt.
Setze in der Monitoring-App Alarmgrenzen, etwa 20 % Ertragsabweichung vom Vortag, damit du per Push-Benachrichtigung Fehler sofort erkennst. Speichere Monatsreport als CSV, so gewinnst du Referenzdaten für den jährlichen Garantie-Check. Erst nach diesem Fine-Tuning gilt deine Mini-PV offiziell als „eingelaufen“ und liefert planbar Rendite über 25 Jahre.