Ein nachgerüsteter Batteriespeicher verwandelt dein Balkonkraftwerk vom reinen Tagesstromlieferanten in eine 24-Stunden-Energiequelle. Ob AC- oder DC-Coupling – mit der richtigen Kopplungsvariante erhöhst du Eigenverbrauch, senkst Netzbezug und schützt dich vor steigenden Strompreisen.
Beim AC-gekoppelten System arbeitest du auf Wechselstromseite: Der bestehende PV-Wechselrichter bleibt unangetastet, ein separater Batterie-Wechselrichter hängt parallel an derselben Hausphase. Er erkennt Überschussstrom via Smart-Meter oder CT-Klemme, wandelt ihn in Gleichstrom und lädt den Lithium-Eisen-Phosphat-Speicher. Fällt die Sonne, führt der Batterie-Wechselrichter Energie in Gegenrichtung zurück ins Hausnetz, ohne PV-Wechselrichter einzuschränken. Vorteil: Einbau gelingt Plug-and-Play, weil keine DC-Stringänderung nötig ist; das macht AC-Coupling ideal für fertige Balkonsets mit Mikrowechselrichtern. Nachteilig wirken doppelte Wandlungsverluste – etwa 4 % statt 2 % – da Strom zweimal durch Inverter läuft. Moderne Geräte wie der Victron MultiPlus II balancieren diesen Nachteil durch 97 % Umrichterwirkungsgrad aus. Insgesamt steigert AC-Coupling den Eigenverbrauch typischer 800 W-Anlagen von 35 % auf 75 % und amortisiert den Speicher innerhalb von sieben Jahren, wenn Haushaltsstrom über 35 ct/kWh kostet.
DC-Coupling speist den Batteriestrang unmittelbar in den PV-Kreis ein, noch bevor Strom den Wechselrichter erreicht. Ein Hybrid-Wechselrichter enthält zwei MPPT-Kanäle für Module und einen bidirektionalen DC/DC-Booster, der Batterie zwischen 40 V und 500 V lädt. Die Anordnung vermeidet einen Wechsel-Rückwechsel, was Wirkungsgrad auf über 98 % hebt. Ein weiterer Vorteil ist die Strombegrenzung unterhalb der 800 VA-Netzregel: Bei hoher Einstrahlung parkt der Hybrid-WR Überschuss im Akku, statt abzuregeln, und entlädt abends auf 100 % AC-Leistung. Der Umbau erfordert jedoch neue DC-Kabel, MC4-Y-Stecker und String-Neuberechnung, damit Spannungsfenster des Hybrid-Geräts eingehalten werden. Bei Balkonmodulen gelingt das mit einem zwei-in-eins DC-Adapter und abschaltbarer Verbindung, sodass die Steckdose unverändert bleibt. DC-Coupling lohnt sich insbesondere beim Erweiterungsplan auf 1,2 kWp oder beim Ersatz defekter Mikrowechselrichter: Du tauschst einfach gegen einen kompakten 1 kW-Hybrid-WR und erhältst Speicher-Ready-Setup ohne doppelte Elektronik.
Die optimale Kapazität entspricht dem Abend- und Nachtverbrauch plus Reserve – meist 2 kWh pro Person. Ein Einfamilienhaushalt mit 3 kWh Nachtlast wählt also 6 kWh LFP-Batterie, um Wintertage abzudecken. Stromspitzen entscheidet die Entladeleistung: Mikrowechselrichter-Kreise liefern maximal 800 W, deshalb genügt ein Batterie-Wechselrichter mit 1,5 kW Dauerleistung zum Puffern von Kaffeemaschine oder Router. Modular stapelbare LiFePO4-Pakete wie Pylontech US-2000 oder EcoFlow PowerStream lassen sich in 2,5 kWh-Schritten erweitern, wenn Elektroauto oder Wärmepumpe hinzukommen. Achte auf CAN- oder RS485-Kommunikation, sonst limitiert der Hybrid-WR Lade-C-Rate auf konservative 0,5, und der Akku wird nicht vollständig genutzt. Für Balkonanlagen empfiehlt sich Wandmontage in wettergeschützter Loggia; Zelltemperatur soll zwischen 5 °C und 35 °C bleiben, damit Innenwiderstand niedrig bleibt und 6 000 Zyklen Lebensdauer realistisch sind. Ein Brandschutzunterbau aus Gipsfaserplatten, Rauchmelder und 16-A-Leitungsschutz runden die Installation ab.
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Ein nachgerüsteter Speicher muss Netzbetreiberanforderungen erfüllen: Null-Einspeise-Regelung nach VDE-AR-N 4105 verhindert, dass Batterie bei Vollstand Ladung ins Netz drückt. AC-Wechselrichter implementieren das über CT-Sensoren; DC-Hybrid-Geräte regeln Leistung per intelligenter EMS-API. Förderprogramme wie KfW 442 oder Landesbonusse in NRW und BY zahlen 150–250 €/kWh, wenn Speicher >= 5 kWh fasst und Energiemanagement offenlegt. Bei Strompreissteigerung von 6 % p. a. erreicht ein 5 kWh-AC-System Break-even nach 6,5 Jahren; DC-System dank höherem Wirkungsgrad bereits nach 5,5 Jahren. Versicherungen stufen LiFePO4-Speicher als geringes Risiko ein; nenne Herstellerzertifikat nach IEC 62619, um keinen Prämienaufschlag zu zahlen. Wartung beschränkt sich auf jährliche Firmware-Updates, Balancing-Check und Lüfterfilterreinigung. Durch Smart-Home-Integration via Home-Assistant oder Modbus automatisierst du Lastverschiebung: Waschmaschine startet, wenn PV-Überschuss > 300 W und SOC > 70 %, ansonsten erst um 22 Uhr beim Niedrigtarif. Auf diese Weise holt deine Nachrüstbatterie jede investierte Kilowattstunde wieder rein – plus Notstromoption für Router und Licht, falls Netzspannung ausfällt.